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Fünf Mythen über Parodontitis

Frau mit geöffnetem Mund zeigt auf entzündetes Zahnfleisch
Lesedauer: 3 Minuten

Kein Zahnfleischbluten und regelmäßig die Zähne geputzt. Da ist Parodontitis doch kein Thema, oder? Tatsächlich ist die versteckte Entzündung eine Volkskrankheit - oft erst entdeckt, wenn sich Zähne lockern oder gar ausfallen. Und was gibt´s noch an falschen Vorstellungen? Dr. Astrid Kristof klärt auf:

1. Zahnfleischbluten ist kein Grund zur Sorge

Zahnfleischbluten ist oft ein erstes Anzeichen für eine Entzündung des Zahnfleischs (Gingivitis). Wenn die sich ausbreitet, kann sie weiteres Gewebe und Kieferknochen infizieren. Dann ist der gesamte Zahnhalteapparat betroffen. Schmerzen und wackelnde Zähne zeigen sich meist erst, wenn die Krankheit schon extrem fortgeschritten ist. Nur eine frühzeitige Behandlung kann den Zahnhalteapparat stabilisieren und verhindern, dass Zähne ausfallen. Darum sind regelmäßige Vorsorgetermine so wichtig. Stichwort: Professionelle Zahnreinigung!

2. Parodontitis kann man im Spiegel sehen.

Das stimmt leider nicht immer. Es kann sein, dass sich das Zahnfleisch aufgrund der Entzündung zurückzieht. Dann wirken die Zähne länger. Das Zahnfleisch kann rot und geschwollen sein. Aber manchmal liefert das Zahnfleisch lange keine offensichtlichen Signale, obwohl die aggressiven Bakterien in den Zahnfleischtaschen unbemerkt Gewebe und Knochen zerstören. Die gesamte Wundfläche bei einer mittelschweren Parodontitis ist fast so groß wie eine Handfläche - ohne dass man das von außen sehen kann!

Zahnärztliche Oberärztin im AllDent Zahnzentrum München Ost

Unsere Expertin: Dr. Astrid Kristof

  • Studium Philipps-Universität Marburg
  • Behandlungsschwerpunkte Systematische Gesamtsanierungen, Parodontologie, vollkeramische Versorgungen
  • Weiterbildungen  In allen Fachbereichen der Zahnheilkunde, Curriculum der Parodontologie
  • Zertifizierung Tätigkeitsschwerpunkt Parodontologie
  • Besonderheiten Selbstständige Tätigkeit in eigener Praxis 20 Jahre, ehrenamtliche zahnärztliche Hilfseinsätze
  • Mitgliedschaften BLZK (Bayerische Landeszahnärztekammer), Zahnärzte ohne Grenzen e.V.
  • Behandlungssprachen Deutsch & Englisch

3. Es ist normal, dass Zähne im Alter ausfallen.

Früher dachte man das. Heute weiß man, dass sich der Kieferknochen wegen einer lange unbehandelten Entzündung (Parodontitis) zurückbildet. Auch Jugendliche kann es treffen, beispielsweise, wenn sie genetisch belastet sind oder an Vorerkrankungen wie Diabetes leiden. Das Risiko zu erkranken, steigt allerdings mit dem Alter. Parodontitis gehört zu den häufigsten chronischen Erkrankungen weltweit. In Deutschland sind über die Hälfte der Menschen ab 35 Jahren betroffen, ab 65 Jahren fast zwei Drittel. 

Kann Parodontitis ansteckend sein?

Dr. Astrid Kristof im Interview

Kann Parodontitis ansteckend sein?, AllDentZahnzentrum
Kann Parodontitis ansteckend sein?

4. Nur wer sich die Zähne nicht gut putzt, bekommt Parodontitis.

Natürlich ist schlechte Mundhygiene ein Risikofaktor, aber nicht der einzige. Das zunehmende Lebensalter spielt prinzipiell eine Rolle. Es gibt auch erbliche Veranlagungen für Parodontitis. Rauchen (übrigens auch von E-Zigaretten) wirkt sich negativ aus, weil Nikotin die Durchblutung hemmt und das Gewebe angreift. Parodontitis steht außerdem in Wechselwirkung mit anderen Krankheiten, beispielsweise Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Mit einer schweren Parodontitis hat man beispielsweise ein erhöhtes Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall. Auch psychischer Stress, hormonelle Umstellungen in Schwangerschaft, den Wechseljahren sowie bestimmte Medikamente können bestehende Entzündungen in der Mundhöhle verstärken. 

5. Ich hatte eine Behandlung. Meine Parodontitis ist geheilt.

Das ist leider ein gefährlicher Irrtum! Eine Parodontitis lässt sich nicht heilen. Daher ist die frühzeitige Diagnose und danach eine konsequente, langfristige Therapie so wichtig. Dazu gehören engmaschige Kontrolluntersuchungen beim Zahnarzt, regelmäßige Professionelle Zahnreinigungen - auch unter dem Zahnfleischrand - und eine sehr gute Mundhygiene zu Hause. Nur mit solchen Maßnahmen lässt sich die Krankheit verlangsamen oder stoppen. Die Behandlung soll den Zahnhalteapparat stabilisieren und letztlich verhindern, dass Zähne ausfallen. 

Zusammenfassung: Mythen Parodontitis

  • Zahnfleischbluten ist oft ein erstes Anzeichen für Parodontitis und sollte ernst genommen werden, da die Krankheit ohne frühe Behandlung den Zahnhalteapparat schädigen kann.
  • Parodontitis ist nicht immer sichtbar im Spiegel, da sie unbemerkt Gewebe und Knochen zerstören kann.
  • Es ist nicht normal, dass Zähne im Alter ausfallen; oft ist eine unbehandelte Parodontitis die Ursache.
  • Schlechte Mundhygiene ist ein Risikofaktor, aber auch erbliche Veranlagungen, Rauchen, und andere Krankheiten wie Diabetes können Parodontitis begünstigen.
  • Parodontitis ist nicht heilbar; eine langfristige Therapie mit regelmäßigen Zahnarztbesuchen und guter Mundhygiene ist notwendig, um die Krankheit zu kontrollieren.

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